Gruppenpsychotherapie

 

Was ist Gruppenpsychotherapie?

 

Gruppenpsychotherapie geht von der Grundüberlegung aus, dass psychische Störungen in menschlichen Beziehungen entstehen. Der Mensch wird in Beziehungen hinein geboren und wächst in ihnen auf. Die erste Gruppenerfahrung stellt für jeden in der Regel die Familiengruppe dar. Nicht gelingende Beziehungserfahrungen insbesondere in der früheren Kindheit führen zu beeinträchtigten Interaktionen und Kommunikationen. Über die Entfaltung der eigenen Beziehungsmuster in der Gruppe eröffnet die Gruppe über ihre besonderen Wirkfaktoren (Gemeinsamkeit des Erlebens, Zusammenhalt, Resonanz, Spiegelung, emotionale Vertiefung) die Möglichkeit zu korrigierenden Beziehungserfahrungen. Schon im Zusammenhang der Gruppe kommt es im Tun der Gruppenmitglieder zu verändertem Beziehungsverhalten, das eine heilende Wirkung entfaltet. Die hohe Wirksamkeit von Gruppenpsychotherapie ist durch wissenschaftliche Studien sehr gut belegt.

Es hat sich als sinnvoll gezeigt, sich im Rahmen der Gruppenpsychotherapie auf einen längeren Therapiezeitraum einzustellen. Gruppenteilnehmer sollen deshalb die Bereitschaft mitbringen, mindestens ein Jahr lang an der Gruppe teilzunehmen, um einen konstruktiven Prozess zu ermöglichen.

 

Therapeutische Gruppenanalyse

 

Mein gruppenpsychotherapeutischer Ansatz beruht auf dem Konzept der Gruppenanalyse nach S.H. Foulkes. Die Gruppenanalyse wurde von dem deutschen Arzt und Psychoanalytiker S.H. Foulkes begründet, nachdem er in den dreißiger Jahren wegen des Nationalsozialismus nach England emigrieren musste. Erste Erfahrungen machte er in der Gruppentherapie mit kriegstraumatisierten Soldaten. Der gruppenanalytische Ansatz bezieht neben psychoanalytischen Ansätzen nach Sigmund Freud darüber hinaus Anregungen aus der Neurobiologie, der Gestaltpsychologie, der Kommunikationtheorie und der Soziologie (Norbert Elias) ein. Daraus entwickelte Foulkes in den fünfiger Jahren des letzten Jahrhunderts einer der einflussreichsten Methoden der Gruppenpsychotherapie, die Therapeutische Gruppenanalyse.

Für die Gruppenanalyse stellen Gruppe und Individuum keinen Gegensatz dar. Sie werden in untrennbarem Zusammenhang und gegenseitiger Bedingtheit erfasst. Die Therapeutische Gruppenanalyse lokalisiert psychische Störungen nicht primär im Individuum, sondern im Netzwerk der sozialen Beziehungen, die für es lebenswichtig sind.

Die gruppenanalytische Praxis ist ein lebendiger und kreativer Prozess, in dem sich verbale und nonverbale Kommunikation verflechten. Bilder und Träume und alle Facetten der Emotionalität finden im gruppenanalytischen Prozess aufmerksame Beachtung. Es eröffnen sich Spielräume, in denen Vergangenes im szenischen Kontext der Gruppe erscheint und Neues im Hier und Jetzt erlebt und erprobt wird. Die Gruppenanalyse deckt unbewusste Beziehungsmuster und Bedeutungen auf und eröffnet so ein vertieftes Verständnis des jeweiligen Gruppenkontextes in seinen kollektiven und individuellen Bezügen.

Im gruppenanalytischen Prozess ist es eine zentrale Erfahrung, dass Autonomie und Bezogenheit sich wechselseitig ermöglichen. Wachsende persönliche Unabhängigkeit verbindet sich mit einer vertieften Kommunikationsfähigkeit. Damit erweitert sich für die Einzelnen und die Gruppe das Spektrum der Erfahrungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.

 

Quelle:

Intitut für therapeutische und angewandte Gruppenanalye (www.gruppenanalyse-muenster.de)